09.11.2019 Wittenberg

Die Aktion beginnt (sie hat natürlich schon längst begonnen) vor Ort bei einer Begrüßungsrede. M. reißt aus einem Buch (Titel und Autor ist unkenntlich gemacht) wahllos Seiten heraus und verteilt Sie an das versammelte Publikum.

Kurz danach wird eine abgelegte Absperrbandrolle von M. und R. abgerollt und durch das stehende Publikum gezogen. Teilweise werden zusammenstehende Zuschauer dabei umwickelt.

Vor Ende der Begrüßungsrede (Redner beginnt sich in seinem Text zu wiederholen) trägt M. laut und durch das Publikum schreitend ein Textgedicht vor:

“ Nicht vorüber ist dir das Vergangene,

Und dein Blick, ruht über den Deinen, (…)

Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt,

Der froh von ihren Taten, ihrer Größe (…)

Blutgierig wähnt; er dichtet ihnen nur

Die eigenen grausamen Begierden an.“ 

Quelle: Goethe für jeden Tag; Pattloch Verlag, 199; 9. November

Im Anschluss „eröffnet“ M. die Installation mit den Worten:

„Neunter November Zweitausendneuzehn

Wittenberg, Aktionstag:

Revolution

Progrome

Mauerfall

Die Verdauung der Wiedergeburt ist ein Kreislauf der nie endet.

Mit dem Sterben beginnt alles neu.“

Die Zuschauer haben sich bereits in Bewegung gesetzt und laufen Richtung Eingang der Installation.

M. begibt sich zum Ausgang der Installation und begibt sich zum Platz / Arrangement „Grenzstation/Kontrolle“ von N.

Sitzend trägt er zufällig ausgewählte Textzeilen aus dem Buch vor aus dem vorher Seiten herausgerissen und dem Zuschauer ü zugesteckt worden sind.

Ein Besucher/Zuschauer fragt beim vorbeischreiten M. aus welchem Buch vorgetragen wird. M. antwortet nicht sondern liest unbeirrt weiter.

Von außerhalb der Installation sind Gitarren und Trompetenklänge von A. und N. zu hören.

Nachdem keine weiteren Besucher an M. vorübergehen, begibt er sich wieder zum Eingang der Installation.

Am Cranachgedenkbrunnen beschreiben und bemalen P. und R. eine mobile Kreidetafel. M. hebt die Tafel nach oben und läuft mit P. und R., die weiter auf der Tafel agieren im Innenhof vor der Installation umher.

Um weiter Besucher zum schreiben und malen auf der Tafel zu animieren begibt sich das Trio in Richtung Ausgang der Installation.

Dort ist bereits eine halbhohe Mauer aus Kartons und Schachtel gestapelt die in Kürze gemeinsam mit den Besuchern zum Einsturz gebracht werden soll.

M., P., und R. schreiten mit der mobilen Tafel durch die Menschenmenge. M. übergibt ein Stück Kreide an eine Besucherin die daraufhin beginnt die Tafel zu gestalten.

Im Hintergrund spielt mittlerweile eine Bläsertrio und Hundegebell ist aus einem Lautsprecher zu hören.

Während der Tafelaktion wird M. darauf aufmerksam gemacht das sich der Vorsitzende des Kulturausschusses der AfD unter den Besuchern befindet.

M. erkennt den Mann der hitzig in ein Gespräch mit dem Eröffnungsredner vertieft ist. Er überlegt kurz ob er ihm ein Stück Kreide auf die ihm zugewandte Schulter legen soll, entscheidet sich aber 

ihm die Kreide mit der Hand anzubieten mit der nonverbalen Aufforderung selbst etwas auf die vor ihm getragene Tafel zu schreiben.

Mi den Worten: “ Bei sowas mache ich nicht mit“ lehnt er das Angebot ab und entfernt sich über den Ausgang der Installation von der Besuchermenge.

M. begibt sich zu A. und N. die eine kurze Rauerpause eingelegt haben.

Im Anschluss begeben sich alle drei mit Trompete und Balalaika zum Eingang der Cranachhöfe.

Dort steht eine Touristengespann in Form eines Zuges. A. und N. spielen auf Ihren Instrumenten während M. beide Personen nach einem Feuerzeug die Hosen und Jackentaschen durchsucht.

Das Ganze hat den Anschein einer Leibesvisitation bzw. intimen Annäherungsversuch.

Die Touristen im Gefährt gegenüber sind gezwungenermaßen Zuschauer dieses Schauspiels.

Nach Beendigung der „Leibesvisitation“ begibt sich M. an der noch stehenden Touristenzug und versucht die Insassen mit Handschlag zu begrüßen, was nicht gelingt da die Wagen mit Glasscheiben verschlossen sind.

Bevor das Trio den Straßenraum verlässt, grüßt und winkt M. den Touristen und Autofahrern zu.

Im Anschluss wird am Ausgang der Installation im Innenhof der Cranachstiftung das Zeichen gegeben die Pappkartonmauer einzureißen.

M. ist bereits in Richtung Werkstatträume unterwegs. Mit einem Karton voll farbigen Spraydosen kommt M. wieder zu der nun umgestürzten Mauer zurück. Er animiert die anwesenden Kinder die Kartons farbig zu gestalten.

Der Bau einer Brücke mit den Mauerkartons wird gleichfalls genutzt das neue Gebilde mit den Farbdosen zu gestalten. Mehrere Kinder (einige Migränen) und Erwachsene haben mittlerweile die Gestaltung der wachsenden Brücke übernommen.

M. animiert P. zum vorlesen aus dem Buch (herausgerissene Seite). P. liest daraus laut zufällig ausgewählte Textpassagen.

Da P. nicht zu finden ist spielt M. eine Gitarre und wiederholt verschieden Wörter aus dem von P. vorgetragenen Texten. Dabei schiebt er Rücken an Rücken P. durch die Zuschauermenge. Um das Gitarrenspiel weiter zu verfremden 

zieht sich M. Arbeitshandschuhe über die Hände. 

N. und A. begleiten das Gitarrenspiel. N. und M. bewegen sich um die mittlerweile fertiggestellte „Brücke“ die eher wieder einer Mauer ähnelt.

N. bekleidet sich mit einem Karton auf dem Kopf während M. einzelne Kartons aus der „Brücke“ mit der Gitarre heraus stößt. 

Markante Kartons mit Markennamen sammeln sich so vor der „Brücke“ die M. mit Füßen und Gitarre zusammen einzeln in ein Arrangement trapiert.

Mittlerweile sind nur noch wenige Zuschauer anwesend.

M. stellt die Gitarre an die stehende „mobile Tafel“ und zieht die Arbeitshandschuhe aus. Die Blaskapelle hat ebenfalls aufgehört zu spielen.

M. fängt an frei zu rezitieren:

„Uns überfüllst, wir ordnen

es zerfällt.

Wir ordnens wieder und

zerfallen selbst.“

R. Rilke

Daraufhin verlassen fasst alle verbliebenen Zuschauer den Platz und begeben sich ins angrenzende Gebäude indem ebenfalls ein Pragramm zum Aktionstag Mauerfall läuft.

P., N., A., M., und R. finden sich in den Wirtschafträumen der Cranachstiftung ein und stärken sich bei einem Kaffe und Kuchen. Kurze Reflektion über das Geschehene und Planung für

eventuell folgende Aktionen. Es ist bis dahin eine Stunde vergangen.

P. und M. planen eine Lesung quer über den Innenhof von erhöhter Position. P. trägt aus dem Buch zufällig Textpassagen vor. M. reisst sich ein paar Seiten heraus und begibt sich ebenfalls in das 1. Obergeschoss des gegenüberliegenden Hauses.

(Innenhof der Cranachstiftung).

Ca. 15-20min tragen Beide ohne sich wirklich hören zu können zufällig gewählte Textpassagen vor. 

M. und A. stehen im Innenhof gegenüber der Blaskapelle, die Installation dazwischen und spielen/pfeifen/singen zu dem Lied „zum Städtele hinaus“ das die Blaskapelle intoniert. P. sitzend in der Installation mit Gitarre und N. mit Balalaika am Ausgang der Installation

Ein lauter Ruf einer der Bläser von gegenüber Ihr spiel mit unserem nicht zu stören lässt die anwesenden Performer kurz das Spiel beenden bevor alle langsam aber bestimmend wieder einsetzten und das Thema des vorherigen Liedes variierend wiederholen bis die Blaskapelle von gegenüber nicht mehr zu hören ist.

Langsam begeben sich alle Installationsteilnehmer in Richtung angrenzendem Gebäude um der dortigen Veranstaltung beizuwohnen. 

Beteiligte:

Nils K.

Adam N.

Rifka N.

Phillip O.

Pauline S.

Michael T.

Buch: Bob Dylan, Wirsings and Drawings,Texte und Zeichnungen; Deutsch von Carl Weissner; 1975 by Zweitausendeins